München , 12. März 2019– Welche Auswirkung hat Ernährung auf unsere Zähne: Mehr als wir glauben! „Süßes macht die Zähne kaputt“ – und wer will nicht „kraftvoll zubeißen“? Täglich nach dem Essen Zähneputzen – aber wann? Wieviel Wahrheit steckt hinter unseren Prägungen – oder sind sie bereits überholt?
Unsere Zähne sollen strahlen und gesund sein – und sie wirken sich auf unsere gesamte Gesundheit aus. Ausschlaggebend für gesunde Zähne sind – abgesehen von unseren genetischen Voraussetzungen – in der Hauptsache zwei Faktoren: unsere Mundhygiene – und unsere Ernährung. Das ist die gute Nachricht: Wir haben es also weitgehend selber in der Hand!
Wie kommt das Loch in den Zahn?
„Zucker macht die Zähne kaputt.“ Diesen Satz kennt wohl jeder noch aus seiner Kindheit. Aber stimmt diese Aussage wirklich? Und gibt es neben Lebensmitteln, die schlecht für die Zähne sind, auch welche, die gut sind?
„Süßigkeiten machen die Zähne nicht selber kaputt – sie dienen als Nahrung für die Bakterien“, erklärt die Münchner Zahnärztin Dr. Jana Michel. „Kariesbakterien wandeln Zucker und Kohlehydrate aus Lebensmitteln in Säure um, die wiederum den Zahnschmelz angreift.“ Langfristig entsteht so das umgangssprachliche „Loch im Zahn“.
Dabei ist Zahnschmelz die härteste Substanz im Körper! Es bedarf also einer hohen Konzentration an Säure, um den Zahn zu schädigen. Und klar: Je häufiger man dem Körper Zucker zuführt, desto größer ist das Risiko dafür.
„Hier sollte man eins beachten“, meint Dr. Michel: „Nicht die Menge, sondern die Häufigkeit ist entscheidend. Für Ihre Zähne ist eine einmalige große zucker- und säurehaltige Mahlzeit weniger schädlich als über den Tag immer wieder etwas zu essen. Denn jedes Essen stellt einen neuen Säureimpuls dar.“ Also Desserts und Süßes lieber gleich nach den Hauptmahlzeiten verspeisen anstatt zu warten.
Außerdem ist besonders Klebriges schädlich. „Denn wenn sich Speisen direkt an den Zähnen oder Zwischenräumen absetzen, bleiben sie richtiggehend daran kleben. Das gilt zum Beispiel für Bonbons, Cornflakes oder auch Nüsse. Da bildet sich ein richtiges Energiereservoir für die Bakterien!“
Wenn Sie also zu den Menschen zählen, für die Süßigkeiten zum Leben gehören, dann halten Sie sich an diesen Tipp von Dr. Michel: „Besser alles auf einmal statt ständig naschen.“
Zucker ist also schädlich – wie ist es mit Säure?
Dr. Michel: „Säure greift die Zähne – den Zahnschmelz – direkt an und löst Mineralien aus dem Zahn heraus, wie zum Beispiel Calcium und Phosphat. Sie entmineralisiert die Zähne. Je saurer ein Getränk – umso mehr wird also der Zahn angegriffen“, erklärt Dr. Michel.
Tückisch ist: „Nicht jedes säurehaltige Lebensmittel erscheint uns auch sauer! Obst, Fruchtsäfte, Limonaden und Energy-Drinks beispielsweise enthalten Säuren, schmecken aber nicht danach“, erklärt Dr. Michel. Außerdem wird in Getränke oft Zucker beigemischt, sodass man das „gefährliche Saure“ nicht mehr so schmeckt.
Für säurehaltige Lebensmittel und Getränke wie Äpfel, Cola, Limonade oder Wein gilt genau wie für Süßes: Die Anzahl ist wichtiger als die Menge: Gönnen Sie sich lieber hin und wieder ein großes Glas, statt fortwährend etwas zu trinken!
Reicht Zähneputzen aus, um Karies zu verhindern – und wie mach ich es richtig?
Zähneputzen – ja klar. Aber wann? Sofort nach dem Essen? Lieber warten? Oder sogar vorher? Auch das wird in neuen Studien empfohlen.
Karies kann eine Ursache für Zahnschmerzen sein. Aber auch Parodontitis oder ein unangenehmer Mundgeruch (Halitosis) kann äußerst belastend für den Betroffenen sein. Wie kann man also optimal vorbeugen?
Dr. Michel liegt vor allem die Prophylaxe am Herzen: „Die Zähne nach jeder Mahlzeit zu reinigen, ist grundsätzlich eine gute Idee. Aber warten Sie lieber etwas ab, bevor Sie zur Zahnbürste greifen. Studien belegen, dass man etwa 30 bis 60 Minuten nach Essen mit dem Zähneputzen warten sollte. Man würde sonst den durch Säure geschädigten Zahnschmelz mit der Putzbewegung weiter abreiben. Nach etwa einer halben Stunde hat sich der Zahnschmelz regeneriert, und Sie können gefahrlos putzen.“
Und noch ein Tipp der Münchner Zahnärztin: „Nachdem nicht jeder immer eine Zahnbürste zur Hand hat, kann man nach dem Essen oder Trinken auch mit klarem Wasser nachspülen. Das ist zwar kein adäquater Ersatz, aber besser als nichts!“
Hand aufs Herz – wie oft und wie lange putzen Sie?
Dr. Michel: „Circa 80 Prozent der Deutschen putzen zweimal täglich – ideal sind aber dreimal. Und besser vier Minuten, damit wirklich alle Flächen des Zahnes gereinigt werden. Am wichtigsten ist es abends vor dem Schlafen, denn nachts ist die Mundhöhle anfälliger für die Besiedelung mit Bakterien.“
Die besten Tipps von Dr. Jana Michel zum richtigen Zähneputzen:
• Einige Hersteller haben Apps/kleine Displays, auf denen man die Quadranten vorgezeigt bekommt, wo man als nächstes putzen muss. Auch ertönt ein Signal, dass man zum nächsten Abschnitt wechseln kann!
• Wichtig ist beim Zähneputzen vor allem: nicht zu fest drücken! Auch hier gibt es elektrische Zahnbürsten, die bei zu hohem Druck rot leuchten! Übrigens haben elektrische Zahnbürsten in Studien immer besser abgeschnitten als Handzahnbürsten!
• Zahnseide benutzt man vor dem Putzen!
• Fluorid-haltige Zahnpasta schützt vor Säure und hilft, Zähne zu remineraliseren. Und zweimal im Jahr empfehle ich eine professionelle Zahnreinigung.
Welche Rolle spielt der Speichel für unsere Zähne?
Unser Speichel ist ein guter Schutz. Er spielt eine wichtige Rolle, denn er ist für die Erholung unseres Zahnschmelzes verantwortlich. Das macht er, indem er die Säure eliminiert und so den pH-Wert wieder ins Gleichgewicht bringt. Er umspült die Zähne. So lösen sich Mineralien in den Lebensmitteln, also zum Beispiel in Käse oder Milch, im Speichel und können so in die Zahnstruktur eingefügt werden.
Dr. Michel: „Mein Tipp: Einen – natürlich zuckerfreien – Kaugummi nach dem Essen! Denn das regt die Speichelbildung richtig an.“
Allerdings: Speichel wird negativ beeinflusst durch Nikotin, Alkohol oder Kaffee… daher ist auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten: Tee oder Wasser.
Dr. Michel: Meine 3 wichtigsten No Gos, wenn man gesunde Zähne haben möchte
- Vermeiden Sie Zwischenmahlzeiten. Ständige Zufuhr von Säure und Zucker macht es unmöglich, den pH Wert im Speichel zu neutralisieren. Bakterien können so ungehindert Säurehaltige Produkte herstellen und es kommt zur irreversiblen Schmelzschädigung (dann zur Kariesbildung)
- Vermeiden Dauertrinken oder Dauernuckeln – vor allem bei Ihrem Kind. Es kann sich frühkindlicher Karies (ECC) bilden. Lieber Wasser oder ungesüßten Tee in die Flasche. Und: Milch ist genauso ein Zucker!!
- Weniger Fruchtsäfte und Schorlen. Zucker- und säurehaltige Getränke umspülen ständig den Mundraum und die Zähne, sie versorgen die Bakterien mit Nährstoffen. Das schädigt den Zahnschmelz – und zwar irreversibel.
Ernährung in der Schwangerschaft
In der Schwangerschaft ist die Ernährung nicht nur für die Mutter, sondern auch für das Baby essentiell, da die Entwicklung der Zähne (Odontogenese) schon als Embryo beginnt. Wichtige Stoffe für die Zahnbildung sind Calcium, Fluorid, Vitamin D, Phosphat, das sollte in der Ernährung ausreichend vorhanden sein. Auch im Erwachsenenalter bleibt natürlich die Zufuhr von Vitamin D für die Zahngesundheit wichtig.
Zahnverfärbung durch Kaffee, Nikotin und Co.
Zwar ist die Farbe der Zähne kein Bestandteil ihrer Gesundheit. Aber für unser Erscheinungsbild ist das durchaus wichtig. Dafür verantwortlich ist ebenfalls die Ernährung: Säurehaltige Lebensmittel können den Zahnschmelz aufrauen, wodurch Farbstoffe leichter haften bleiben.
Dr. Michel: „Kaffee, Nikotin und Rotwein sind dafür bekannt, zu Zahnverfärbungen zu führen. Eine weitere Rolle spielen Gewürze: Kurkuma oder Curry. Balsamico-Essig, Schwarztee, Cola oder Rotwein können die Zähne ebenfalls verfärben. Genießen Sie das alles einfach in Maßen – und putzen Sie danach die Zähne!“